Knapp 200 Kabinen baut Tischer im Jahr. Andere Hersteller solcher Freizeitfahrzeuge lassen sich in Deutschland an einer Hand abzählen, weswegen Geländewagen mit Schneckenhäuschen auf dem Buckel eher zu den Exoten auf unseren Campingplätzen gehören. Vielleicht auch, weil die Fangemeinde von Pick-up-Kabinen ein bisschen anders tickt als der konventionelle Reisemobilist. Statt Campingplatzidylle sehnen sich Kabinenfahrer nach Offroad-Touren in freier Wildbahn. Ein bisschen Abenteuer eben. Doch wird ein solches Gefährt dem gerecht?
Offenes, gemütliches Wohnkonzept
Unser Testobjekt, die Trail 260 S, ist für zwei bis vier Personen ausgelegt. Das S deutet auf den seitlichen Eingang hin, ohne den Buchstabenzusatz ist der Zugang im Heck. Der Einstieg verlangt uns eine gewisse Grundfitness ab, denn trotz händisch ausgeklappter Trittstufe liegt die Eintrittshöhe satte 55 Zentimeter über dem Boden. Für 373 Euro klappt die Trittstufe elektrisch.
"Wie im Baumhaus", freuen wir uns über die Gemütlichkeit, die uns bereits im Entree entgegenkommt. Die Wand ist hier mit grünem Stoff überzogen, drei Kleiderhaken machen den Eingang zur Garderobe. Da die geringen Außenmaße (4,29 mal 2,10 mal 2,99 Meter) wenig Fläche ermöglichen und es nur eine Innentür im Tischer gibt, betreten wir Küche, Wohnzimmer und Schlafstätte zugleich. Mit Ausnahme der Nasszelle ist also alles offen.
Philip Teleu
Das Holzdekor der Möbel und die grünen Polster in der Sitzgruppe machen den offenen Raum in der Tischer-Kabine wohnlich.
Neben dem Eingang erschließt sich unmittelbar die Küche. Zwei große Dachschränke flankieren die Beifahrerseite der Aufsetzkabine bis zum Alkovenbett und sorgen für reichlich Staufläche. Komplettiert wird die Küche durch zwei weitere Unterschränke, eine Schublade für Besteck sowie zwei Ablagen für Gewürze oder andere Utensilien. Drei Gasflammen und eine Spüle mit abklappbarem Hahn bilden dabei die Kochstelle. Uns gefällt, dass alles in einer Einheit zusammenliegt und sich so leicht reinigen lässt.
Dafür fehlt es hier leider an Arbeitsfläche. Gemüse wird besser auf dem Tisch geschnibbelt. Der Küchenzeile gegenüber steht ein Absorberkühlschrank (90 Liter) mit herausnehmbarem Gefrierfach bereit. Darunter befinden sich eine Truma-Combi-4-Heizung sowie die gut zu erreichenden Gasventile.
Eingeschränkte Bewegungsfreiheit im kompakten Trail
Der einzige abgetrennte Raum in der Trail 260 S ist das Bad – ein Lamellenrollo dient als Tür. Dahinter tritt ein 0,65 mal 0,98 Meter großer Bereich zutage, der Dusche, Waschraum und Toilette in einem ist. Bei Bedarf lässt sich das Waschbecken nach oben und zur Seite klappen – ein pfiffiger Kniff, allerdings nur, wenn der Inhalt im Becken vollständig abgelaufen ist.
Erfreulich ist die Beinfreiheit vor der Toilette und die mit etwas über 1,90 Metern üppige Stehhöhe. Handtücher hängt man an die Haken an der Stange, weitere Utensilien kommen in den Dachstaukasten oder verschwinden in der schlecht zu erreichenden Ablage unter dem großen Spiegel. Bei derart geringen Raummaßen leidet eben die Bewegungsfreiheit entsprechend.
Der Wohnraum ist nicht zuletzt dank der Rundsitzgruppe behaglich und offen. Wie auf der Küchenseite bringt auch über der gegenüberliegenden Bank ein Dachschrank nützlichen Stauraum. Ein Radio (Aufpreis 558 Euro) macht bei Bedarf Musik. Natürliches Licht gelangt einerseits durch die fünf Fenster und andererseits durch zwei große Dachluken ins Innere. Pluspunkte sammelt die flexible Tischplatte, die knapp 60 mal 80 Zentimeter misst und in unterschiedliche Positionen gebracht werden kann. Wer will, kann die Sitzgruppe zum Notbett umbauen.
Philip Teleu
An der Sitzgruppe haben drei bis vier Leute ausreichend Platz. Der Tisch lässt sich zudem einfach in unterschiedlichen Positionen arretieren.
Wir hingegen schlafen im gut dimensionierten Alkovenbett, das dank Kaltschaummatratze und Tellerfedern sehr bequem ausfällt. Lobenswert sind die 80 Zentimeter Platz zwischen Matratze und Decke. Lichtschalter für den gesamten Innenraum, zwei kleine Fächer und Ablagen sind gut zugänglich. Auflademöglichkeiten haben wir jedoch vermisst.
Die Wahl des richtigen Pick-ups
Beim Basisfahrzeug haben Kunden die Wahl mehrerer Pick-ups. Unser Testfahrzeug ist der Ford, der mit 213-PS-Dieselmotor, 10-Gang-Automatik und Hinterachsluftfeder für Fahrfreude sorgt. So bleiben die Pick-up-typischen Nickbewegungen mit Kabine aus. Allerdings ist die mit Kabinenaufsatz stattliche Aufbaubreite für ungeübte Fahrer sicher gewöhnungsbedürftig.
An der Pritsche gehalten wird das Häuschen mit Spannschlössern an vier Ösen in den Ecken. Eine 13-polige Buchse versorgt die Heckleuchten mit Strom vom Basisfahrzeug. Will man die Kabine absetzen, werden zunächst die mechanischen und elektrischen Verbindungen gelöst. Dann ist Muskelkraft oder ein Akkuschrauber gefragt, denn nun müssen die Stützfüße runtergekurbelt beziehungsweise -gefahren werden – je weiter, desto sicherer der Stand der Kabine. Unterlegteller schützen die Stützen sowie den Untergrund, das Fahrzeug kann wegfahren, und dank eigener Stromversorgung lässt die Kabine sich komplett autark nutzen.
In einem Punkt hat der Traum von der Unabhängigkeit dann aber doch Grenzen. Zwar lässt sich einiges im Inneren verstauen, doch an die Kapazitäten eines Wohnmobils (womöglich mit einer Heckgarage) kommt die Tischer-Kabine nicht ran. Für größeres Gepäck muss die Rückbank des Fords herhalten.
Daten und Preise
Aufbau: Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen Alu/GfK,Unterboden Sperrholz, innen foliertes Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum 34/34/40 mm, keinDoppelboden, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen,1 Dachhaube, 1 Panorama-Dachfenster.
Ausbau: Möbel aus Pappelsperrholz, Alkovenliegefläche 1980 x1550 mm, umgebaute Sitzgruppe 1970 x 970 mm,Sanitärraum mit Dusche und Kassettentoilette, Küche mitDreiflammkocher und Absorberkühlschrank 80 L (8er-Serievon Dometic).
Bordtechnik: Gasgebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, Frischwassertank96 L, Abwassertank 45 L, LED-Wohnraumbeleuchtung,Bordbatterie Blei-AGM-Typ 95 Ah, Gasflasche 2 x 5 kg.
Basisfahrzeug: Ford Ranger, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel,Hubraum 1996 cm3, Leistung 156 kW/213 PS, 10-Gang-Automatikgetriebe.
Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6080 x 2100 x 2990 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3500 kg.
Preise: Grundpreis Aufsetzkabine 34.135 Euro, TÜV-Abnahme und Kfz-Brief 321 Euro, zus. Ausstellfenster 445 Euro, Radio/CDim Wohnraum 558 Euro, Markise 862 Euro, Fahrradträger406 Euro, Abwassertank isoliert 358 Euro, ErstmontageBasisfahrzeug 407 Euro, Rüstsatz 13-polige Steckdose 613Euro, Grundpreis Ford Ranger 2,0 L TDCi Panther 48.918 Euro,Audiosystem 624 Euro, Limited Paket II 964 Euro,Anhängekupplung 774 Euro, Zusatz-Luftfederung Hinterachse 1372 Euro, Auflastung inkl. Alu-Felgen 2179 Euro.
promobil
Der Tischer Trail 260 S im Grundriss.
Testwertung
(maximal 5 Punkte möglich)
- Sitzgruppe: 3 Punkte
- Möbelbau: 3,5 Punkte
- Schlafen: 4 Punkte
- Sanitär: 3 Punkte
- Küche: 2,5 Punkte
Tischer Trail 260 S im Überblick
Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Zul. Gesamtgewicht: 690 kg
Länge/Breite/Höhe: 6,08/2,10/2,99 m
Grundpreis (inkl. Basisfahrzeug) ab: 83.053 Euro
Fazit
Mit der Möglichkeit, die Herberge bei Bedarf absetzen und das Fahrzeug frei nutzen zu können, bieten sich mit der Absetzkabine von Tischer viele Freiheiten.
Redakteur promobil / CARAVANING
Testfahrzeuge und gerade deren Liegeflächen, Fußräume und Duschkabinen werden von mir besonders unter die Lupe genommen und müssen sich oft einer durchaus subjektiven Kritik stellen. Der Grund: Mit einer Körpergröße von rund zwei Metern sind die meisten Innenräume der Reisemobile eine knappe Sache für mich. Das hält mich jedoch nicht davon ab, mich weiterhin auf die Reiserouten dieser schönen Welt zu begeben und mich fleißig dem Campen und Testen zu widmen. Auf Reisen interessieren mich dann eher Städte als Wälder und mehr Kultur als Fahrräder.
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